(16.10.20) Fakten gegen Fake: Die „Umweltfreundlichkeit“ der Citybahn
In einem früheren Post hatte ich bereits etwas zum Thema „Citybahn spart CO2“ geschrieben. Zahlen im Text sind leider schwer verdaulich. Daher nun ein Bild.
Nochmal kurz die Basics: Laut der Website „Citybahn verbindet“ spart die Citybahn jährlich 4500 t CO2. Das ist vermutlich, wie viele andere Zahlen der Pro-Seite, geschönt, aber sei’s drum. Schauen wir uns einfach den Kontext an. Aktuell liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß bei knapp 8 t pro Jahr; davon macht Verkehr etwa 20% aus, also 1,6 t CO2 pro Jahr. Wiesbaden hat zirka 280.000 Einwohner, macht also etwa 450.000 t CO2. Nehmen wir an, daß 20% davon „Citybahn-relevant“ sind (eine sicher sehr Citybahn-freundliche Annahme, auch lassen wir die Einwohner des Rheingau-Taunus-Kreises hier außen vor), reden wir von zirka 90.000 t CO2 pro Jahr.
Grafisch sieht das dann so aus:
Sie sehen den „Citybahn-Balken“ nicht? Genau.
Und das ist noch nicht mal alles. In der Bauphase entsteht erstmal ein riesiger CO2-Rucksack – durch den Bau selbst (Baumaschinen et cetera), vor allem aber durch zusätzliche Staus, Ausweich- und Parksuchverkehr. Auch später ist zu erwarten, daß durch den Verkehrsflächen-Verbrauch der Citybahn entsprechende zusätzliche CO2-Emissionen entstehen. Netto dürfte der Effekt der Citybahn also deutlich negativ sein. Ich höre das „ja aber“: durch alternative Antriebstechniken geht der CO2-Ausstoß insgesamt runter? Stimmt – das gilt aber genauso für den Einspareffekt, an den Proportionen ändert sich dadurch nichts.
An so einer Stelle kommt dann manchmal das Argument „ja, aber es ist doch besser, ein bißchen was zu machen als gar nichts“. Ja, es mag sein, daß es einem ein gutes Gefühl gibt. Geld kann man aber nun mal nur einmal ausgeben.
Der Emissionspreis pro Tonne CO2 beträgt aktuell 25 Euro, steigt bis 2025 auf 55 Euro und soll 2026 in einen Korridor von 55 bis 65 Euro pro Tonne steigen. Setzen wir 65 Euro pro Tonne an, ergibt sich ein Preisäquivalent von knapp 300.000 Euro pro Jahr. Leider hat die Pro-Seite bisher keinerlei verläßliche Zahlen für die voraussichtlichen Defizite aus dem Betrieb vorgelegt. Selbst wenn wir „nur“ 10 Millionen Euro pro Jahr ansetzen, kostet die eingesparte Tonne CO2 das Dreißigfache. Realistisch dürfte eher das Hundertfache sein. Ein Schnäppchen für Wiesbaden?
Fazit: Ginge es den Protagonisten wirklich um die Umwelt, würden sie das Geld an ein Projekt zur CO2-Einsparung spenden, den Wiesbadenern viel Streß ersparen und wirklich etwas für die Umwelt tun.
Daher: NEIN zur Citybahn.